Insolvenz der Arbeitslosenselbsthilfe – Arbeit für alle –
e.V. Wedel Übersicht über Presseartikel
25.
Februar 2012: Einigung: "Arbeit für alle" atmet auf,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
04.
Februar 2012: Die Talsohle ist durchschritten, WEDEL-Schulauer
Tageblatt
01.
Juni 2011: Steuerschuld: Die Angst ist vorbei, WEDEL-Schulauer
Tageblatt
03.
Juni 2011: Vergleich beendet Streit mit Finanzverwaltung, Hamburger
Abendblatt
08.
März 2011: Arbeitslose kämpfen um Existenz, Hamburger
Abendblatt
05.
März 2011: Jetzt müssen wieder neue Aufträge her,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
06.
November 2010: Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe bangt ums Leben ihres
Vorstands, Hamburger Abendblatt
27.
September 2010: Große Hilfe für die Selbsthilfe,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
16.
September 2010: Kunst für Arbeitslosenselbsthilfe, Hamburger
Abendblatt
15.
September 2010: Künstler zeigen sich solidarisch,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
10.
Juli 2010: Künstler wollen Helfern helfen, WEDEL-Schulauer
Tageblatt
15.
Juni 2010: Arbeitslosenselbsthilfe Wedel schöpft neue Hoffnung,
Hamburger Abendblatt
2.
Juni 2010: "Arbeit für alle" schöpft Hoffnung,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
27.
März 2010: Steuer-Forderungen versetzen dem Verein den
Todesstoß! Der schwere Gang zum Amtsgericht, Hamburger
Abendblatt
26.
März 2010: "Arbeit für alle": Aus und vorbei,
WEDEL-Schulauer Tageblatt
26.
März 2010: Sozial-Projekt: Verein muss Insolvenz anmelden! Die
Wedeler Arbeitslosen-Selbsthilfe ist am Ende, Hamburger Abendblatt
Die Artikel im Einzelnen.
WEDEL-Schulauer Tageblatt
Einigung: "Arbeit für alle" atmet auf
WEDEL. Es war ein Signal der Freude: Gestern hängten
Mitglieder der Arbeitslosenselbsthilfegruppe "Arbeit für
alle" Wedel das Transparent an der Fassade ab: "Wir
brauchen Hilfe", war darauf zu lesen. Doch die größte
Not hat der Verein, den gewaltige Steuernachforderungen der
Finanzämter Pinneberg und Itzehoe von mehr als 80 000 Euro
drückten, nun überstanden. Am Mittwoch stimmten die
Anwesenden der Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu, den
der Insolvenzverwalter vorgelegt hatte. "Der Verein ist wieder
solvent" freute sich Irmgard Jasker von der
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel. "Der Insolvenzverwalter wird nun
entsprechend der mit den Gläubigern getroffenen Einigung das
Geld überweisen", erklärte Jasker die nächsten
Schritte.
Wie berichtet sah der Einigungsvorschlag der
Arbeitsloseninitiative vor, den Finanzämtern etwa 20 000 Euro
anzubieten, damit diese ihrerseits auf weitere Forderungen
verzichten. Das Geld war durch eine umfangreiche Spendensammlung des
Vereins zusammengekommen.
Aus diesem Grund bedankt sich die
Arbeitslosenselbsthilfe jetzt bei all jenen, die durch ihre Spende
den Verein unterstützt haben. "Unser Dank geht an alle, die
es ermöglichten, dass der Verein bisher weiterarbeiten konnte
und hoffentlich auch weiterarbeiten kann", sagte Hans-Günter
Werner.
Denn in der Tat hatten die Vereinsmitglieder das
Beratungsangebot auch unter den erschwerten Bedingungen des
Insolvenzverfahrens aufrecht erhalten. In dieser Zeit mussten alle
Ausgaben vom Insolvenzverwalter abgesegnet werden: "Es ging vor
allem darum, das Ganze am Laufen zu halten. Deshalb wurden
hauptsächlich nur die laufenden Kosten, wie Miete und Strom,
freigegeben", schildert Jasker. Ausdrücklich hob der Verein
auch die Hilfe durch den Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer
Edzard Treyde hervor. Dieser war dem Projekt 2010 durch die
NDR-Sendung "Menschen und Schlagzeilen" vermittelt worden.
"Seitdem hat er mit großem Engagement und noch größerer
Sachkunde den Verein ehrenamtlich beraten", lobte Werner.
Der
Verein, der seit 30 Jahren in Wedel besteht, und in dessen Namen
Arbeitslose kleine Dienstleistungen gegen eine so genannte "milde
Gabe" anbieten, war durch eine Neubewertung der
Steuerrichtlinien in Schieflage geraten. Damals hatte das Finanzamt
für die Leistungen des Vereins 19 Prozent anstatt sieben Prozent
Umsatzsteuer Rückwirkend bis 2001 eingefordert. Das konnte der
Verein nicht mehr stemmen und musste Insolvenz anmelden.
Endlich
könne sich der Verein wieder voll und ganz der Betreuung
Arbeitsloser widmen. So ist eines der drängendsten Probleme der
Umgang des Vereins mit Menschen im Flüchtlingsstatus, die gar
keine Arbeitserlaubnis hätten, so Jasker. Für all das haben
die ehrenamtlichen Helfer nach der erfolgreichen Einigung vom
Mittwoch wieder viel mehr Zeit
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WEDEL-Schulauer Tageblatt
Die Talsohle ist durchschritten
4. Februar 2012 | 00:10 Uhr | von Andreas Dirbach

Hans-Günter Werner
(links), Geschäftsführer der Arbeitslosenselbsthilfe in
Wedel, informierte den SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter
Rossmann über die aktuelle Vereinssituation. dirbach
WEDEL. Alles deutet darauf hin, dass die Arbeitslosenselbsthilfe
in Wedel bald wieder volle Fahrt aufnehmen kann. Davon überzeugten
sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann und sein
Parteikollege, der Landtagskandidat Thomas Hölck, nun vor Ort.
Dicht an dicht saßen die Vereinsaktiven beisammen, jeder Platz
in der Holzhütte am Bahnhof war besetzt.
Das
beherrschende Thema des Gesprächs war die Insolvenz, die der
gemeinnützigen Verein angemeldet hatte, da das Finanzamt Itzehoe
mehr als 85 000 Euro an Steuernachzahlungen forderte (wir
berichteten). Der Verein hat nun etwa 20 000 Euro auf dem Konto, mit
dem die Kosten für den Insolvenzverwalter gedeckt werden. "Ja,
der bekommt so viel - und ist damit noch am unteren Ende der
Gebührenordnung", bestätigt der ehrenamtliche
Geschäftsführer Hans-Günter Werner. Weitere 20 000
Euro liegen auf einem anderen Konto, auf das das Finanzamt keinen
Zugriff habe. Das sind die Spenden, die in den vergangenen Monaten
von den Wedeler Bürgern eingegangen sind. Mit diesem Geld soll
ein Vergleich mit dem Finanzamt geschlossen werden. "Unser
Insolvenzverwalter geht davon aus, dass sich die Behörde darauf
einlassen wird", so Werner. Termin für die Verhandlung mit
allen Gläubigern ist der 23. März. Dann entscheidet sich,
ob die Arbeitslosenselbsthilfe offiziell wieder als solvent
gilt.
Die Vorständler des Vereins, die vom Finanzamt für
die Steuerschuld haftbar gemacht wurden, sind mittlerweile entlastet:
Zum Ende des Jahres haben alle ihre in einem früheren Vergleich
ausgehandelten Zahlungen geleistet. Insgesamt fast 23 500 Euro
flossen an den Fiskus. "Jeder von uns aus dem Vorstand muss dazu
noch etwa 5000 Euro aus seinem Privatvermögen an die
Rechtsanwälte zahlen", erklärt Werner. Aber: Trotz
aller zu zahlenden Großbeträge ist laut Werner die
Stimmung nach wie vor gut im Verein. "Durch das
Insolvenzverfahren werden wir stärker unterstützt als
vorher."
Das stellten auch die Gäste aus der Politik
fest. "Hier wird eher Pionierarbeit gemacht und keine
Abbrucharbeit", fasste Rossmann seine Beobachtungen zusammen.
Der Bundespolitiker gab dem Verein den Rat, sich stärker auf die
Außendarstellung zu konzentrieren, die Dienstleistungen der
Mitglieder noch stärker anzupreisen und auch neue
Tätigkeitsfelder zu erschließen. Damit zielte Rossmann
konkret auf den sozialen Sektor ab, in dem immer mehr, vor allem
ältere, Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Beispielsweise, wenn
es darum ginge, Gardinen zu wechseln - eine Aufgabe, für die
normalerweise keine Firma beauftragt werde.
Werner sieht in
diesem Bereich zwar auch Chancen, hielt sich aber gegenüber
unserer Zeitung bedeckter: "Wir wollen unseren Mitgliedern
helfen, wieder eine reguläre Anstellung zu finden und keine
Ein-Euro-Jobber etablieren." In diesem Zusammenhang betont der
Geschäftsführer die soziale Aufgabe, die der Verein
wahrnimmt - etwa bei der Vermittlung zwischen Arbeitslosen und den
Behörden oder auch gegenüber der Polizei in
Konfliktsituationen. "Wir werden uns auch weiterhin für
unsere Mitglieder stark machen", so Werner. Und weiter: "Wir
hoffen, dass bald andere politische Verhältnisse in Kiel
herrschen."
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WEDEL-Schulauer Tageblatt
Steuerschuld: Die Angst ist vorbei
1. Juni 2011 | 00:10 Uhr | von
Andreas Dirbach
Durch die Hilfe und
Vermittlung von Rechtsanwalt Edzard Treyde (Mitte) wurde ein
Vergleich ausgehandelt. Irmgard Jasker und Hans-Günter Werner
von der Arbeitslosenhilfe Wedel können jetzt aufatmen, denn die
große Forderung über 85 000 Euro ist damit vom Tisch.
Dirbach
WEDEL. Jetzt ist es amtlich: Vor dem Finanzgericht in Kiel ist ein
Vergleich zwischen dem Vorstand der Arbeitslosenselbsthilfe Wedel und
dem Finanzamt ausgehandelt worden. Nun können Irmgard Jasker und
ihre Kollegen aufatmen. Nicht erleichtert, aber immerhin aufatmen.
Die jahrelange Furcht vor einer möglichen - und
existenzbedrohenden - Zahlung in Höhe von 85 000 Euro oder mehr
ist vom Tisch. Dafür müssen die sechs ehrenamtlichen
Vorständler bis Ende des Jahres insgesamt 23 400 Euro aus
eigener Tasche an das Finanzamt Itzehoe zahlen.
Nachzahlung für zehn Jahre
Was
ist geschehen? Bei einer Betriebsprüfung wurde 2007
festgestellt, dass der Verein, in dem Arbeitslose leichtere Arbeiten
als Dienstleistung anbieten, um sich selbst etwas dazuzuverdienen,
statt der bisherigen sieben Prozent den vollen Umsatzsteuersatz von
19 Prozent zahlen müsste. Das Finanzamt forderte daraufhin
rückwirkend bis zum Jahr 2001 die entgangenen Einnahmen ein,
inklusive Zinsen und Säumniszuschlägen. Der Verein konnte
die Summe nicht aufbringen und meldete Insolvenz an, das
Tagesgeschäft lief weiter (wir berichteten).
Das war das
Verhängnis für die Vorständler wie Jasker, die erst
seit 2007 im Führungsgremium mitwirkt. Denn - so die
Finanzbehörde - die Einnahmen der Arbeitslosen hätten vom
Rechnungssteller, dem Verein, nicht wieder ausgezahlt werden dürfen.
Jedenfalls nicht, solange noch Steuerschulden bestehen. Somit wurde
der Vorstand persönlich in Haftung genommen.
Die Crux:
Der Verein hatte bereits einen Kleinkredit über 15 000 Euro
aufgenommen, um die seit der Betriebsprüfung fälligen
Steuern nachzuzahlen. Doch das reichte der Behörde im Endeffekt
nicht aus. In der Folge verhärteten sich die Fronten zwischen
Schuldner und Gläubiger. Für den Rechtsanwalt und
Wirtschaftsprüfer Edzard Treyde, der den Verein seit einem Jahr
kostenfrei berät, war es eine Herausforderung: "Da sind
unterschiedliche Rechtsauffassungen aufeinandergetroffen, und ich
hätte Lust gehabt, das bis zum Ende in einem Prozess zu klären",
so Treyde. Das hätte aber sieben bis zehn Jahre dauern können.
"Und das wollten wir unserem Vorstand nicht antun, so lange ohne
Sicherheit zu leben", begründet er die Einwilligung in den
Vergleich. Im selben Atemzug stellt Treyde fest, dass sich die
Vorstandsmitglieder nichts vorzuwerfen haben.
Das Aufatmen
betrifft nicht nur den Vorstand, sondern auch den Verein: Nun sei die
Wahrscheinlichkeit groß, dass der Insolvenzplan ab Ende August
umgesetzt werden kann - bereits jetzt hätten sich die Gläubiger
über die Abwicklung verständigt.
Der ehrenamtliche
Geschäftsführer Hans-Günter Werner spricht Treyde
allergrößten Dank aus. Dieser hat seine - ehrenamtliche -
Arbeit gern getan: "Ich habe mich der Sache angenommen, weil der
soziale Frieden ein ganz hohes Gut ist", so Treyde. Dass Jasker
und ihre Kollegen irgendwann das Geld erstattet bekommen, ist derweil
unwahrscheinlich. Denn aus den Spendenaktionen für den Verein
werden die Vereinsschulden bezahlt - außerdem dürften
Vorstandsmitglieder kein Geld aus der Vereinskasse erhalten. So will
es das Finanzamt.
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Hamburger Abendblatt
Vergleich beendet Streit mit Finanzverwaltung
03.06.11 von Michael Rahn
Vorstand der Arbeitslosenselbsthilfe
Wedel darf sich von der privaten Haftung freikaufen
Rechtsanwalt Edzard Treyde hat sich vor den Vorstand der
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel gestellt: Irmgard Jasker und
Hans-Günther Werner
Foto: Michael Rahn
Wedel. Im Streit um die Haftung des ehrenamtlichen
Vorstands der Arbeitslosenselbsthilfe Wedel mit der
schleswig-holsteinischen Finanzverwaltung ist ein Vergleich erzielt
worden. Wenn die Ex-Rektorin Irmgard Jasker, Pastor Hans-Günther
Werner und ihre drei Mitstreiter bis 31. Dezember 23 400 Euro
zahlen, sind sie aus der privaten Haftung befreit. Diesen Vergleich
bot das Finanzgericht in Kiel an.
"Ich hätte das Verfahren gern zu Ende geführt. Es
hat sich kein Vorstandsmitglied etwas vorzuwerfen, schon gar keine
grobe Fahrlässigkeit", sagt der Hamburger Rechtsanwalt
Edzard Treyde. Er hatte sich vor einem Jahr nach einer Anfrage des
NDR kostenlos in den Dienst der Vorstandsmitglieder gestellt. Treyde
ist sicher, dass der ehrenamtliche Vorstand nicht für die
Forderungen hätte haften müssen. Doch dieser Rechtsstreit
hätte mindestens sieben Jahre gedauert. Dank des Kompromisses
sei es jetzt so, dass die Vorstandsmitglieder nicht mehr um ihre
finanzielle Existenz fürchten müssten und wieder ruhig
schlafen könnten.
"Ich will zahlen und aus der Haftung raus", gesteht
Irmgard Jasker. Sie ist zwar erst seit 2007 im Vorstand des
Arbeitslosen-Selbsthilfevereins. Sie sollte bislang wie alle anderen
Vorstandsmitglieder etwa 90 000 Euro aufbringen. Damit sollten
vorwiegend Umsatzsteuer- und Lohnsteuernachzahlungen und
Versäumniszuschläge gedeckt werden. Irrtümlich hatte
der Verein nur sieben Prozent Umsatzsteuer auf die Arbeit seiner
Dienstleistungsgruppe berechnet. Das Finanzamt verlangte für
diese Tätigkeit aber den hohen Umsatzsteuersatz - Geld, dass in
der Kasse weder eingenommen noch angespart worden war.
"Das hat das Finanzamt dem Vorstand zum Vorwurf gemacht. Der
Vorstand hätte sofort beim Einschreiten des Finanzamts Gelder
zurücklegen müssen", erläutert Rechtsanwalt
Treyde. "In dem Falle hätte niemand mehr gearbeitet, und
wir hätten keine Einnahmen verbuchen können", sagt
Vorstandsmitglied Werner.
Eigentlich hatte der Vorstand der Selbsthilfeorganisation die
jahrelange Auseinandersetzung mit dem Finanzamt bereits vor zwei
Jahren für erledigt gehalten. "Wir hatten uns auf eine
Nachzahlung in Höhe von 15 000 Euro für den Zeitraum ab
2007 geeinigt. Für die Zukunft wollten wir nach dem hohen
Umsatzsteuersatz abrechnen", sagt Werner, der damals als
ehrenamtlicher Geschäftsführer des Vereins handelte.
Doch im Finanzamt wurde diese Summe für Forderungen ab 2002
verbucht. Gleichzeitig wurde dem Verein vorgeworfen, sich nicht an
den Einigungsvorschlag gehalten zu haben und die Zahlungen ab 2007
ausgeglichen zu haben. Als sich Anfang vorigen Jahres die
Nachzahlungen und Versäumniszuschläge auf mehr als 80 000
Euro summierten, zogen Irmgard Jasker und ihre Mitstreiter die
Notbremse: Sie zeigten die Zahlungsunfähigkeit des Vereins an.
Die Situation eskalierte: Die damals sechs ehrenamtlichen
Vorstandsmitglieder sollten jeder einzeln dafür einstehen, die
Forderungen zu begleichen. Ein Vorstandsmitglied, Maria Rave, war
diesem Druck nicht gewachsen. Viele Mitstreiter des Vereins machen
das Finanzamt für ihren Tod verantwortlich.
Wenig später kümmerten sich neben dem
Insolvenzverwalter gleich mehrere Fachleute darum, Vorstand und
Verein aus der Patsche zu helfen - unter ihnen der Hamburger Anwalt
Treyde, der sich auf die Beratung von gemeinnützigen
Einrichtungen spezialisiert hat. "Ich denke, dass der soziale
Friede in unserer Gesellschaft ein ganz hohes Gut ist. Dafür
engagieren sich in Wedel Irmgard Jasker, Hans-Günther Werner
und viel andere", erklärt Treyde, warum er die Aufgabe
anpackte - unentgeltlich.
Treyde schlüsselte die Zahlungsströme, die
Missverständnisse und Versäumnisse beider Seiten auf. Er
ebnete so den Weg für den Kompromiss. "Ich bin froh
darüber", sagt Irmgard Jasker.
Mit dem Kompromiss ist aber nur die Forderung des Finanzamtes
gegenüber den Vorstandsmitgliedern abgedeckt. Im
Insolvenzverfahren wird nach wie vor vom Verein die volle Summe
gefordert. Sobald der Vorstand zahlt, wird dieses Geld von der
Gesamtforderung abgezogen. Dann könnte auch der Insolvenzplan
aufgehen. Der Insolenzverwalter bietet an, zehn Prozent der
Forderungen zu begleichen, also noch einmal fast 7000 Euro fürs
Finanzamt. 18 000 Euro haben Unterstützer gesammelt, um dem
Verein über die letzten Klippen zu helfen. Anwalt Treyde: "Dann
kann der Verein weitermachen" - für den sozialen Frieden.
Kommentar
Beschämender
Ablasshandel
Michael Rahn
Es ist paradox: Berufspolitiker
loben Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren. Es gibt
Preise und Verdienstmedaillen.
Aber wehe, wenn das Ehrenamt
nicht so funktioniert, wie das Gesetz es vorschreibt. Dann kommt
der Gut-Mensch schnell in die Bredouille. Als Vorstand haftet er
nämlich für mögliche Schäden, wie der Fall der
Arbeitslosenselbsthilfe in Wedel zeigt. Da kann es schnell darum
gehen, dass privates Eigentum verkauft werden muss, um Schulden -
in diesem Fall beim Finanzamt - zu tilgen. Dabei hat niemand
behauptet, dass der Vorstand grob fahrlässig gehandelt hat.
Aber er hätte sofort, als das Finanzamt Forderungen erhob,
Rücklagen bilden müssen. Von welchem Geld? Sicherlich
müssen auch Vereine ordentlich abrechnen. Im Wedeler Fall
spielte aber nicht nur das Gesetz eine Rolle. Dort geriet der
Verein zwischen die politischen Linien.
Wir benötigen fürs Vereinsrecht klare Regelungen und
im Notfall schnelle Entscheidungen eines Fachgerichts. Wer steht
es durch, über mindestens acht Jahre damit zu leben, ob er
freigesprochen oder verurteilt wird? Es ist beschämend, dass
sich ehrenamtlich engagierte Menschen in unserem Rechtsstaat von
dieser Last freikaufen mussten.
Info
Chronologie
1982 wird in Wedel die Arbeitslosenselbsthilfe gegründet.
Mit dabei ist als ehrenamtlicher Geschäftsführer Pastor
Hans Günter Werner. "Arbeit für alle" wird der
Titel und das Grundprinzip der Initiative. Die Gruppe baut neben
Fahrradwerkstatt und dem Projekt "Kommunales Fahrrad" einen
Dienstleistungsbereich auf. Dort wird Geld, das eingenommen wird, als
milde Gabe für die Akteure ausgegeben.
2007 fordert das Finanzamt nach einer Betriebsprüfung
etwa 80 000 Euro. Begründung: Der Zweckbetrieb Dienstleistung
hätte 19 Prozent Umsatzsteuer abführen müssen und
nicht, wie praktiziert, nur sieben Prozent. Einige
Vorstandsmitglieder bringen 14 000 Euro extra auf. Das reicht dem Amt
nicht.
2010 beantragt der Verein am 26. März 2010 beim
Amtsgericht Insolvenz. (mra)
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Hamburger Abendblatt
Pinneberg
Wedel
Arbeitslose kämpfen um Existenz
Hamburger Abendblatt
Pinneberg
Wedel
08.03.11 Michael Rahn
Noch gibt es keine Entscheidung über
den Insolvenzplan für Wedeler Selbsthilfeverein. Hoffen auf
Aufträge und finanzielle Hilfe.
Irmgard Jasker und ihre Mitstreiter wünschen sich eins:
endlich wieder ohne das Damoklesschwert des Finanzamtes Menschen in
Not zu helfen.
Foto: Michael Rahn
Wedel. Noch immer ist nicht über den Insolvenzantrag
der Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe entschieden. Nach wie vor beharrt
das Finanzamt darauf, Forderungen in Höhe von 87 000 Euro vom
Vorstand des Vereins einzuziehen. Trotzdem ist der Hamburger
Insolvenzverwalter Max-Reinhard Winter optimistisch, einen Vergleich
mit den Gläubigern zu erreichen.
Allerdings müssen dafür zusätzliche finanzielle
Unterstützer gewonnen werden. "Ich muss etwas anbieten, das
mehr ist als das, was die Gläubiger heute schon erhalten
könnten", sagt der Jurist. Für diese Spendensammlung
hat der Insolvenzverwalter ein gesondertes Konto (103 209 410) bei
der Dresdner Bank eingerichtet. Dr. Winter versichert: "Das Geld
wird nur ausgezahlt, wenn der Investitionsplan von den Gläubigern
akzeptiert wird. Ansonsten erhalten alle Geldgeber ihr Eingezahltes
zurück."
Wirtschaftsprüfer bescheinigt der Initiative
einwandfreie Buchführung
Eine andere Voraussetzung, überhaupt einen Vergleich anbieten
zu können, hat der Vorstand der Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe
erfüllt. Ein Wirtschaftsprüfer hat bescheinigt, dass die
Geschäftsführung für den Zweckbetrieb Dienstleistungen
einwandfrei läuft. Jetzt müssen nur noch die Aufträge
mehr werden. "Denn auch so bekommen wir mehr Geld in die Kasse",
sagt Irmgard Jasker. Wer Hilfe im Garten, bei Renovierungen oder
Umzügen sowie kleinen handwerklichen Tätigkeiten benötigt,
kann sich im Arbeitslosenzentrum, Telefon 04103/162 21, oder direkt
im Treffpunkt an der Mühlenstraße 35 melden.
Irmgard Jasker, Rektorin im Ruhestand, hatte vor knapp einem Jahr
die Notbremse gezogen und den Insolvenzantrag für den damals
sechsköpfigen Vorstand des Vereins "Arbeit für alle"
eingereicht. Die Finanzämter Pinneberg und Itzehoe, die etwa 87
000 Euro an Lohn- beziehungsweise Umsatzsteuer nachgezahlt haben
wollten, hatten vor Gericht durchgesetzt, den ehrenamtlichen Vorstand
persönlich in Haftung zu nehmen.
Doch das ist noch nicht alles an Forderungen. Insolvenzverwalter
Winter gibt an, dass es letztlich um eine sechsstellige Summe geht.
Neben den Finanzämtern haben auch noch andere Gläubiger
Ansprüche angemeldet.
Trotz dieser hohen finanziellen Hürden versuchen neben dem
Insolvenzverwalter noch weitere Juristen das Verfahren wieder ins Lot
zu bringen. Mehrfach wurden die Fristen verlängert. Das
Finanzgericht hat in der Hauptsache immer noch nicht entschieden.
Jetzt hoffen die Betroffenen, dass vor einem Richterspruch die
Finanzämter mit dem Insolvenzverwalter einig werden. So könnte
auch die persönliche Haftung entfallen. Dann könnte auch
die Hypothek auf das Haus des Vorstandsmitglied Maria Rave wieder
aufgehoben werden. Sie war im vorigen Jahr gestorben und konnte sich
deshalb nicht wie die anderen fünf gegen die
Zahlungsverpflichtung wehren.
Der ehrenamtliche Vorstand des Vereins leidet
unter der Auseinandersetzung
Inwieweit die Auseinandersetzung mit den Finanzbehörden eine
Rolle beim Tod spielte, ist umstritten. Nach Ansicht der Mitstreiter
in der Arbeitslosenselbsthilfe hat der friedensbewegten Lehrerin, die
zuletzt in Kummerfeld wohnte, diese Auseinandersetzung Lebensmut
genommen.
Auch die anderen Beteiligten leiden. Der ehrenamtliche
Geschäftsführer des Vereins, Pastor Hans-Günter
Werner, erlitt im Frühjahr 2010 einen Herzinfarkt. Und selbst
die nimmermüde und stets freundlich lächelnde und ruhig
argumentierende Sozialkämpferin Irmgard Jasker wirkt zermürbt:
Ihre Augen zittern nervös, das Lächeln gelingt ihr oft nur
noch angestrengt. Sie sagt: "Natürlich möchte ich aus
der persönlichen Haftung raus. Die Ungewissheit zerrt an uns
allen. Ich möchte einfach nur wieder Menschen in Not helfen. Das
kostet Kraft genug."
Kommentar
Ein Vergleich
ist jetzt Pflicht
Michael Rahn
Selbstverständlich muss auch in
einem ehrenamtlichen Verein ordentlich abgerechnet werden.
Warum das bei der Arbeitslosenselbsthilfe in Wedel so lange
dauerte, bis auch die Finanzämter zufrieden sind, und wer die
Schuld daran trägt, darüber kann wahrscheinlich noch lange
gestritten werden.
Doch dieser Streit muss jetzt schnell beendet werden. Was früher
in dieser Sache an Fehlern gemacht wurde, ist im Nachhinein nur
schwer zu korrigieren. Was diese Debatte an Lust auf ehrenamtliches
Engagement verleidet, ist wahrscheinlich unbezahlbar. Denn wer
riskiert schon gern sein Hab und Gut, nur weil er in einer sozialen
Organisation Verantwortung übernimmt.
Tatsache ist, dass sich niemand bereichert hat. Tatsache ist, dass
die Projektidee, Menschen ohne Arbeit sinnvoll zu beschäftigen
und angemessen zu entlohnen, sehr gut ist. Das haben den Wedeler
Akteuren um Irmgard Jasker und Hans-Günter Werner sogar
Vertreter früherer Landesregierungen bescheinigt.
Jetzt muss schnell ein Vergleich her, damit die gesellschaftlich
sinnvolle gemeinnützige Arbeit fortgeführt werden kann.
Mit dieser Angelegenheit haben sich schon viel zu viele Menschen
beschäftigt: Ehrenamtliche, die lieber Menschen helfen als
Paragrafen zu studieren, und Hauptamtliche, die lieber
zukunftsweisend als rückwärts orientiert handeln wollen.
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WEDEL-Schulauer Tageblatt
Jetzt müssen wieder neue Aufträge her
5. März 2011 | 00:10 Uhr | von Uta Paulus

Daumen
hoch: Vorstand und Besucher des Treffs sind optimistisch.
WEDEL. Kaffee und Kekse stehen bereit und finden Abnehmer. Die
Besucher der Arbeitslosenselbsthilfe, der kleinen Holzhütte
neben der Villa am S-Bahnhof, schauen neugierig in den
Aufenthaltsraum. "Kommst du zum Mittagessen?" fragt Irmgard
Jasker jeden, der reinschaut. Ja, alle wollen kommen. Jasker,
Vorstandsmitglied des Vereins Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe, und
ihr Kollege Hans-Günter Werner halten den Betrieb am Laufen -
und üben sich in Optimismus. Denn der Verein kämpfe ums
Überleben, nachdem im vergangenen Jahr das Finanzamt
Steuernachzahlungen in Höhe von 84 000 Euro gefordert
hatte.
Die Initiative hofft auf den Insolvenz-Plan, der bis
Ende März aufgestellt werden soll. Damit könnte ein
Vergleich erzielt werden, bei dem sich die Gläubiger, in erster
Linie das Finanzamt, mit einer geringeren Summe zufrieden geben. Um
etwas anbieten zu können, wurde ein zweckgebundenes Konto
eingerichtet. Doch bislang sind dort nur 2000 Euro eingezahlt worden.
Der Verein hofft auf Spenden von Bürgern, um diese Summe
aufzustocken. Gelingt dies nicht, so Jasker, "werden wir platt
gemacht."
Dabei sei man durchaus auf einem guten Weg.
Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer habe bestätigt,
dass der Verein in den vergangenen Monaten ordnungsgemäß
gewirtschaftet habe. "Und der Betrieb ist immer weiter
gelaufen", so Jasker. Trotz der Belastung durch das Verfahren,
mit persönlichem Einsatz - und mit weniger Aufträgen.
"Wir bieten unsere Dienstleistungen im Bereich Garten,
Umzug, Transport und Fahrradreparatur nach wie vor an und hoffen auf
Auftraggeber", so Werner. Das wäre das wichtigste, um auch
mit einem gesunden Wirtschaftskonto die Ämter überzeugen
und auch Insolvenzverwalter sowie Wirtschaftsprüfer bezahlen zu
können. Wie es mit der persönlichen Haftung des Vorstands
aussieht, ist nach wie vor offen. Das Verfahren zur Abwehr der
Vollstreckung am Finanzgericht läuft parallel zur Insolvenz.
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Hamburger Abendblatt
Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe bangt ums Leben ihres Vorstands
6. November 2010, 06:00 Uhr
Gericht
trifft am 15. November Vorentscheidung über persönliche
Haftung für Steuerschulden
Wedel. Das
Kieler Finanzgericht wird am 15. November über den Sofortvollzug
der Forderungen des Finanzamtes gegen den ehrenamtlichen Vorstand der
Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe entscheiden. Dabei geht es um etwa 84
000 Euro. Das Finanzamt begründet die persönliche Haftung
damit, dass die sechs Vorstandsmitglieder "grob fahrlässig"
gehandelt hätten.
Diese Begründung lässt
die Vorsitzende des Vereins, Irmgard Jasker, Rektorin im Ruhestand,
seit Monaten nicht mehr zur Ruhe kommen. Sie hatte erst vor wenigen
Jahren den Vorsitz des Vereins "Arbeit für alle"
übernommen, soll jetzt wie alle fünf Mitstreiter für
Steuerschulden seit 2001 haften.
Auch die anderen
Vorstandsmitglieder stehen unter einem enormen Druck. Freunde der
Vorstandsmitglieder halten die mittlerweile über ein halbes Jahr
andauernde Auseinandersetzung über die persönliche Haftung
auch für die Ursache des plötzlichen Todes von Maria Rave.
Sie war wie ihre Freundin Irmgard Jasker ebenfalls Lehrerin im
Ruhestand und erst seit 2008 im Vorstand dabei. Gesundheitlich
gelitten hat auch der ehrenamtliche Geschäftsführer des
Vereins, Hans-Günther Werner. Er musste im Frühjahr nach
einem Herzinfarkt in die Klinik.
Bislang gehen die juristischen
Berater des Vereins um den Hamburger Anwalt Max-Reinhard Winter davon
aus, dass die Richter im Sinne des Vereins die Vollstreckung des
Bescheids stoppen. "Grob fahrlässig" hätte nur
jemand handeln können, der Umsatzsteuer einnimmt, sie aber nicht
an das Finanzamt abführt. Eine persönliche Bereicherung
schließt das Finanzamt in einem Schreiben selbst aus.
Das Dilemma: Die Selbsthilfe
hatte für Dienstleistungen, die Arbeitslose freiwillig
übernahmen, nur sieben statt 19 Prozent Umsatzsteuer verlangt.
Das Finanzamt hält diese einst von der SPD-Landesregierung als
Modellprojekt gepriesene Beschäftigung für einen normalen
Betrieb, der in voller Höhe Steuern zahlen müsse. Irmgard
Jasker versichert: "Wir machen das alles jetzt so, wie es das
Finanzamt verlangt." Da die höhere Umsatzsteuer aber nicht
eingenommen sei, könne sie jetzt auch nicht ausgegeben
werden.(mra)
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WEDEL-Schulauer
Tageblatt
WEDEL
Große Hilfe für die Selbsthilfe
27. September 2010 | von Thomas Krohn


Etwa 120 Kunstinteressierte
hatten sich zur Versteigerung im Stadtmuseum eingefunden.
WEDEL. Der Beginn verlief etwas
schleppend, doch am Ende klingelte es in der Kasse: Mehr als 90
Prozent der Werke wurden bei der Benefiz-Auktion für die
Arbeitslosenselbsthilfe am Wochenende im Stadtmuseum versteigert.
"Damit hatte ich nicht gerechnet, das ist eine tolle Sache und
ein großer Erfolg", freute sich Museumsleiterin Sabine
Weiss, die die Veranstaltung initiiert hatte. Mehr als 60 Bilder und
andere Kunstwerke kamen bei der Versteigerung unter den Hammer. Das
exakte Ergebnis der Auktion konnte Weiss allerdings noch nicht
beziffern.
35 Künstler, die meisten darunter aus Wedel
und Hamburg, hatten Radierungen, Linolfarbdrucke, Holzschnitte,
Kunstdrucke, Zeichnungen sowie Fotografien und Skulpturen für
die Auktion gestiftet. Als Versteigerer stellten sich Frank
Rosenbaum, der einzige in Wedel zugelassene Auktionator, sowie Propst
Jürgen Bollmann vom Kirchenkreis Hamburg-Ost zur Verfügung.
"Ich habe vor einen halben Jahr zum ersten Mal Kontakt zur
Arbeitslosenselbsthilfe bekommen und möchte die Arbeit der
Einrichtung unterstützen", sagte Bollmann, der zurzeit auch
die Position des amtierenden Bischofs im Sprengel Hamburg und Lübeck
bekleidet.
"Sie haben Gelegenheit, zwischen den Geboten
nachzudenken, die Zeit wird aber kürzer als eine Radiowerbung
sein", erklärte Rosenbaum den etwa 120 Kunstinteressierten,
die sich im Museumsgebäude an der Küsterstraße
eingefunden hatten. Über die ersten Gebote wollte offenbar aber
niemand grübeln, denn als Bollmann Radierungen zu Mindestgeboten
von 30 bis 50 Euro anpries, blieben alle Hände unten. Doch wenig
später fand das Bild mit dem Titel "Stille Toskana"
des Wedeler Künstlers Pietro Benedetti für 200 Euro einen
Käufer. Und auch die Bleistiftzeichnung des Schenefelders Karl
Michael Bichowski, die einen Blick von der Danziger Marienkirche auf
das Rathaus zeigt, wurde für den selben Preis
versteigert.
Schlag
auf Schlag
Dann
ging es im wahrsten Wortsinn Schlag auf Schlag weiter. "Zum
Ersten, zum Zweiten und zum Dritten" - der Holzhammer der
Auktionatoren kam nahezu im Minutentakt zum Einsatz. Vor allem für
die drei Bilder des Wedeler Malers Ole West überboten sich die
Interessenten gegenseitig. Erfolg vermeldete auch Irmgard Jasker vom
ehemaligen Vorstand der Arbeitslosenselbsthilfe, die eine Tombola
betreute, für die Geschäfts- und Privatleute insgesamt 150
Preise gestiftet hatten. "Die meisten Lose waren bereits nach
einer halben Stunde verkauft", freute sich Jasker.
Die
Arbeitslosenselbsthilfe hatte im Frühjahr Insolvenz beantragt,
da vom Finanzamt Steuernachzahlungen im hohen fünfstelligen
Bereich gefordert werden (wir berichteten). Laut Jasker werde bereits
an einem tragfähigen Zukunftskonzept gebastelt, um die Arbeit
der Einrichtung fortsetzen zu können.
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Hamburger
Abendblatt
Kunst für Arbeitslosenselbsthilfe
Von Michael Rahn 16. September
2010, 06:00 Uhr
Benefiz-Auktion
im Stadtmuseum zur Rettung des insolventen Wedeler Vereins "Arbeit
für alle"
Auktionator Frank Rosenbaum,
Hans Günter Werner, Maria Rave, Irmgard Jasker und
Museumsleiterin Sabine Weiss.
Foto: Michael Rahn
Wedel. Die
Hoffnung wächst, die Arbeitslosenselbsthilfe in Wedel zu retten.
Immer mehr Unterstützer melden sich, geben Sachspenden oder Geld
oder organisieren Benefizaktionen. Jetzt haben 35 Künstler,
darunter Ole West, Jürgen Pieplow und Klaus Roth, Werke
zugunsten des Vereins "Arbeit für alle" gespendet. Die
Bilder, Fotografien und Plastiken werden am Sonnabend, 25. September,
im Stadtmuseum an der Küsterstraße versteigert. Die
Auktion beginnt um 15 Uhr.
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Hamburger Abendblatt
"Wir sind überwältigt
über so viel Hilfe", freut sich Irmgard Jasker. Sie ist
Mitglied des sechsköpfigen Vorstands der
Arbeitslosenselbsthilfe, von dem das Finanzamt im Frühjahr etwa
87 000 Euro einforderte. Alle sechs sollen persönlich für
die Summe haften.
Seit einem Jahr
wird um Steuerschuld von 87 000 Euro gestritten
Um die Steuerschuld wird seit
mindestens einem Jahr gestritten. Unter anderem geht es darum, dass
das Finanzamt, 19 Prozent Umsatzsteuern auf Dienstleistungen des
Selbsthilfevereins einfordert. Doch dieses Geld ist weder
eingenommen, noch steht es zur Verfügung. Alle
Vergleichvorschläge scheiterten. "Deshalb haben wir am 26.
März Insolvenz angemeldet", sagt Maria Rave, wie Irmgard
Jasker pensionierte Lehrerin und Unterstützerin des
Arbeitslosenprojekts, zu dem das Modell "Dienstleistungen aller
Art" gehört.
Seitdem kümmern sich ein
Hamburger Insolvenzverwalter und bis zu acht Rechtsanwälte
darum, die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder davor zu schützen,
bis ans Lebensende für mögliche Schulden eines Vereins
zahlen zu müssen. Gleichzeitig wächst die Hoffnung bei den
Verantwortlichen, dem Verein "Arbeit für alle" eine
neue Zukunft zu geben. Für den 22. September ist ein Gespräch
mit den Finanzbehörden angesetzt, um den Streit um
Steuerschulden zu lösen. Drei Tage später beginnt die
Kunstauktion zugunsten der Arbeitslosenselbsthilfe. Die Idee dazu
hatte Museumsleiterin Sabine Weiss. Sie sprach einige Künstler
an, die meisten sagten spontan zu, andere meldeten sich aus freien
Stücken, nachdem sie von der Auktion erfahren hatten.
Die Versteigerung wird von zwei
Männern so geleitet, dass alles seine Ordnung hat: Autohaus-Chef
Frank Rosenbaum, vereidigter Auktionator, sagte ebenfalls sofort
seine Unterstützung zu. Ihm zur Seite steht der amtierende
Bischof für die Region, Jürgen Bollmann aus Harburg.
Was unter den Hammer kommt, kann
heute und morgen von 14 bis 17 Uhr im Museum an der Küsterstraße
besichtigt werden. Am Sonnabend ist das Haus ab 13 Uhr geöffnet.
Die Mindestgebote beginnen bei drei Euro. Am höchsten steigt die
Hamburger Künstlerin Carmen Oberst ein: Ihr "Denkmal
Fotografie", ein Unikat aus der Werkgruppe "Formgebende
Foto Fabrik" mit Blattgoldzeichnung, darf ab 900 Euro ersteigert
werden.
Geschäftsleute
und Vereine spenden 100 Preise für Tombola
Für kleines Geld gibt es am
Nachmittag etwas zu gewinnen: Geschäftsleute haben 100 Preise
für eine Tombola gestiftet. Jedes Los kostet drei Euro.
"Ich habe die
Solidaritäts-Aktion gestartet, weil ich sehe, dass die
Vereinsmitarbeiter sich mit hohem Zeitaufwand ehrenamtlich Jahrzehnte
für ihre Mitbürger einsetzen. Damit sind sie wichtige
Akteure unserer Wedeler Zeitgeschichte", sagt Museumsleiterin
Sabine Weiss.
Sie will mit dafür sorgen,
dass die "wertvolle Arbeit weitergeht, denn Arbeitslosigkeit
kann uns heutzutage alle treffen. Nächstenliebe und
Mildtätigkeit haben in Wedel Tradition." Und so darf der
Verein auch in der Insolvenz, weiter "Dienstleistungen aller Art
erbringen". Denn jeder Cent hilft, die Forderungen auszugleichen
und der Rettung näher zu kommen.
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WEDEL-Schulauer
Tageblatt
Künstler zeigen sich solidarisch
15. September 2010 | 00:10 Uhr | von Oliver Gabriel
Hoffen auf zahlreiche
interessierte Bieter: Initiatorin Sabine Weiss (von rechts),
die Mitglieder des alten Arbeitslosenselbsthilfe-Vorstands Irmgard
Jasker, Maria Rave und Hans-Günther Werner sowie Frank
Rosenbaum, der als Auktionator fungiert. GAbriel
WEDEL. Die Welle der Solidarität
für die Bemühungen der Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe im
Kampf ums Überleben erreicht eine neue Dimension: Mehr als 60
Werke von 35 Künstlern - teils von namhaften Kreativen selbst,
teils von Sammlern gespendet - kommen am 25. September unter den
Hammer, wenn der amtierende Bischof Jürgen Bollmann und
Autohaus-Chef Frank Rosenbaum die Benefiz-Kunstauktion im Stadtmuseum
an der Küsterstraße eröffnen. Mindestgebote: zwischen
drei und 900 Euro.
Initiatorin dieser Art der Unterstützung
für den Wedeler Verein "Arbeit für alle" um
Hans-Günther Werner ist Museumsleiterin Sabine Weiss. "Mein
Beweggrund ist die Tatsache, dass die Vereinsgründer und
-mitarbeiter sich mit hohem Zeitaufwand jahrzehntelang für ihre
Mitbürger einsetzen und damit wichtige Akteure unserer Wedeler
Stadtgeschichte sind", so Weiss.
Wie berichtet musste
die Arbeitslosenselbsthilfe im Frühjahr Insolvenz beantragen, da
das Finanzamt Steuernachzahlungen im hohen fünfstelligen Bereich
einfordert. Werner betont, dies bedeute jedoch kein Abwickeln der
Initiative und des Arbeitslosenzentrums in der Mühenstraße
35, sondern eine "Schutzinsolvenz". Und: "Fast alles
geht weiter." Fahrradwerkstatt und die "Dienstleistungen
aller Art" etwa, die Geld in die Kasse des Insolvenzverwalters
bringen sollen.
Diverse Anwälte sind mittlerweile mit dem
Fall "Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe" beschäftigt.
Und laut Werner sehen alle gute Chancen, dass es weitergehen kann und
die sechs Vorstandsmitglieder aus der privaten Haftung entlassen
werden. Neben der Vergangenheitsbewältigung im Streit mit der
Finanzbehörde steht die Arbeit an einem tragfähigen
Zukunftskonzept, wie auch Irmgard Jasker betont, die zu besagtem
ehemaligen Vorstand zählt. Und: Auf beiden Feldern ist der
Verein offenbar ein gutes Stück vorangekommen.
Weiterarbeit
unterstützen
Tatsächlich
betont auch Weiss: "Mit der Versteigerung unterstützen wir
die Weiterarbeit. Das Ganze tun wir nicht, um einen Grabstein für
die Arbeitslosenselbsthilfe zu finanzieren." Vielmehr soll der
Erlös dafür verwendet werden, ausstehende Forderungen
bedienen zu können. In diesen Topf fließt auch das Geld
aus einer großen Tombola mit 100 Preisen, denen 100 Lose zu je
drei Euro gegenüberstehen. Ob Kunstbücher, Gutscheine oder
ein Original für die Wand: Auch auf diesem Gebiet ist die
Unterstützung groß, freut sich Jasker. Zahlreiche
Geschäftsleute haben für einen vollen Gewinntisch gesorgt.
Lose werden am Auktionstag verkauft. Der beginnt um 13 Uhr
mit der Voransicht. Ab 15 Uhr rufen Bollmann und Rosenbaum dann die
ersten Werke auf, wobei nicht nur für unterschiedliche
Geldbeutel, sondern auch für viele Geschmäcker etwas dabei
ist: Kunstfotos und realistische Malerei stehen neben Abstraktionen,
Landschaften und Stillleben neben Fantasie-Vögeln und
experimentellen Collagen.
Wer mitbieten möchte, muss den
Personalausweis und Bargeld dabei haben. Musikalisch wird die
Veranstaltung von der Wedeler Gruppe "De Todo Un Poco"
begleitet. Im Gartenhaus wird zudem Kaffee und Kuchen angeboten.
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WEDEL-Schulauer
Tageblatt
Künstler wollen Helfern helfen
10. Juli 2010 | 00:10 Uhr | von Andrea Stange
Auch Künstler aus Hamburg
rufen zur Benefiz-Kunstversteigerung im Stadtmuseum Wedel auf. ast
WEDEL. Sie haben zum Teil fast
30 Jahre lang Menschen in Not geholfen, nun sind sie selbst auf
Unterstützung angewiesen: Die Vorstandsmitglieder der
Arbeitslosenselbsthilfe "Arbeit für alle". Der Verein
musste im März Insolvenz anmelden (wir berichteten). Nun machen
abermals Künstler mobil und wollen zur Rettung beitragen. Das
Stadtmuseum Wedel veranstaltet am Sonnabend, 25. September, ab 15 Uhr
eine Benefiz-Kunstversteigerung unter dem Motto "Kunst tut
gut(es)!"
Hintergrund: Der Vorstand sah sich nicht mehr
in der Lage, die finanziellen Forderungen des Finanzamtes Itzehoe in
Höhe über 80 000 Euro fristgerecht zu erfüllen.
Inzwischen ist die Nachforderung durch Zinsen auf über 87 000
Euro angewachsen. Hinter den Kulissen wird immer noch zäh
gerungen, wie Pastor Hans-Günter Werner während eines
Pressegespräches berichtete. Bisher sind sieben Anwälte mit
dem Fall beschäftigt. Ehrenamtlich Tätige, die
"Dienstleistungen aller Art" ausführten, wie zum
Beispiel Gartenarbeit oder bei Umzügen halfen, erhielten
sogenannte "milde Gaben", denn ihre Dienstleistungen wurden
als "niedrig schwellige Wiedereingliederungsmaßnahmen"
gewertet.
In Schieflage geriet der Verein, als die
Umsatzsteuer von sieben auf 16 und später auf 19 Prozent erhöht
wurde und auch rückwirkend bis 2001 gezahlt werden soll.
Ehemalige Vorstandsmitglieder sollen diese Steuerschuld nun aus ihrem
Privatvermögen bezahlen.
Verständnis für die
Behördenforderung hat niemand. Und so solidarisieren sich viele
mit den vom Finanzamt "gejagten" Ehrenämtlern. Auf dem
Theaterschiff Batavia kamen jüngst 715 Euro durch ein Konzert
zusammen, die auf das eingerichtete Treuhandkonto eingezahlt
wurden.
Für die Benefiz-Kunstversteigerung sind nun alle
Künstler aufgerufen, eine Arbeit zur Verfügung zu stellen.
Auch das Kunstbüro Wilhelmsburg aus Hamburg ist mit dabei. Inga
Sawade und Raimund Samson haben sich vor Ort informiert.
Sabine
Weiss, Chefin des Stadtmuseums, steht voll hinter dem Projekt. "Die
Arbeitslosenselbsthilfe ist eine kulturelle Institution und Teil
unserer Stadtgeschichte", betont sie.
Es gibt aber nicht
nur die Auktion, sondern auch eine Verlosung von Gewinnen, die von
privaten Spendern und Wedeler Kaufleuten zur Verfügung gestellt
werden. Wer helfen will, kann sich an Weiss wenden unter der
Telefonnummer (0 41 03) 1 32 02 oder per Email an
stadtmuseum@wedel.de.
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Hamburger
Abendblatt
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel schöpft neue Hoffnung
Von Michael Rahn 15. Juni 2010,
06:00 Uhr
Hamburger
Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer bietet ein Jahr lang
kostenlos seine Unterstützung an
Sie geben nicht auf: Die
Mitglieder des Vereins "Arbeit für alle" hoffen
darauf, dass die Forderungen in Höhe von mindestens 86.000 Euro
gestundet werden, sonst wäre die soziale Initiative am Ende und
der ehrenamtliche Vorstand pleite.
Foto: Michael Rahn
Wedel. Die
Solidarität für die Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe wächst.
Der Hamburger Anwalt für Wirtschafts- und Steuerrecht Edzard
Treyde hat sich bereit erklärt, die Initiative ein Jahr lang
kostenlos zu beraten. Der Gewerkschaftsbund und die nordelbische
Kirche setzen sich für den Erhalt der Arbeitslosenselbsthilfe
ein. Mehrere Künstler wollen mit Benefizaktionen Geld in die
Kasse bringen.
Das folgende
(bis zur Linie) sind Einschübe „Info“ und „im
Wortlaut“ sind Verknüpfungen auf der Originalseite im
Internet des HA
Info
Politisches Kabarett
15. Juni 2010, 06:00 Uhr
Eine Benefizaktion
für die Wedeler Arbeitslosenselbsthilfe wird am Freitag, 25.
Juni, um 20.30 Uhr auf dem Wedeler Theaterschiff "Batavia"
veranstaltet.
Es engagiert sich
die Gruppe "tritopkabarett". Kurt K. Pump, Till Weber
und Jens von Häfen präsentieren ein durchweg norddeutsch
geprägtes Programm mit viel Gesang, Politkabarett und
Volkstheater.
Der Eintritt
in Höhe von zehn Euro, ermäßigt die Hälfte,
kommt voll der Arbeitslosenselbsthilfe zugute, da die
Kabarett-Gruppe auf Gage verzichtet und auch Theaterschiff-Käpten
Hannes Grabau solidarisch ist. (mra)
Im
Wortlaut
Der Streit um
die Steuer aus Sicht der Arbeitslosenselbsthilfe
Von mra 15. Juni 2010, 08:49 Uhr
Hans-Günther Werner,
ehrenamtlicher Geschäftsführer der
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel, schildert die Vorgschichte des
Steuerstreits aus Sicht des Vereins.
Wedel. Seit
knapp 30 Jahren gibt es die Arbeitslosenselbsthilfe in Wedel. In
der Zeit sind ca. 6000 Arbeitsplätze in Wedel verschwunden.
Arbeitslosigkeit ist zum Alltag geworden wie auch Armut, wie auch
die Wedeler Tafel zeigt. Ganz besonders schlimm dran sind
Flüchtlinge und Asylbewerber, die weniger als den Hartz
IV-Satz erhalten und keine reguläre Arbeit aufnehmen dürfen.
Die Arbeitslosenselbsthilfe –
Arbeit für alle – e.V. Wedel hat sich um die
Problematik und um die betroffenen Menschen gekümmert. Der
Verein war und ist mit seinem Engagement natürlich immer
unbequem gewesen, hat aber vielen helfen können. Anfangs
wurden Selbsthilfegruppen, die sich um Arbeitslose kümmerten,
gefördert. Als das Problem größer wurde und die
öffentlichen Mittel geringer, hörte die Förderung
auf und viele Gruppen lösten sich in der Folge auf. Nicht so
in Wedel. Der Verein schaffte es durch die Selbsthilfe, d. h.
durch ehrenamtliche Arbeit vieler Einzelner sich unabhängig
von Fördermitteln zu erhalten. Denen, die für den Verein
tätig sind, ergibt sich durch diese Tätigkeit und so
genannte „Milde Gaben“, dass sie wieder wichtig
werden, dass sie etwas tun können, dass sie beitragen zum
Erhalt des Vereins und dass sie etwas Geld erhalten für ihren
schweren Alltag.
Das ist möglich durch
den Bereich „Dienstleistungen aller Art“, in dem
Aufträge durch für den Verein ehrenamtlich und
unentgeltlich Tätige erledigt werden, z.B. Gartenarbeit,
Umzüge und einfache handwerkliche Aufgaben.
Denen, die für den
Verein ehrenamtlich und unentgeltlich tätig sind, dient
dieses zum Erhalt ihrer Würde, ihrer Gesundheit und
Arbeitsfähigkeit während der oft sehr langen „Wartezeit
auf bessere Zeiten“. Diese niedrig schwellige
Wiedereingliederungsmaßnahme wurde vor zwanzig Jahre vom
Sozialministerium in Kiel mitentwickelt und gefördert.
Das Geld, das durch diese
Aufträge erwirtschaftet wird, wird für die
gemeinnützigen, mildtätigen Zwecke des Vereins
ausgegeben, das heißt für Hilfe für Arbeitslose
und Bedürftige, aber natürlich auch für die
laufenden Kosten des Treffpunktes Arbeitslosenzentrum.
Auch die Personen, die diese
Mittel durch ihre ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeit
erwirtschaftet haben, erhalten - soweit sie arbeitslos oder
bedürftig sind - Zuwendungen, die so genannten „Milden
Gaben“. Nicht nur sie, aber sie auch.
Das ist vom Konzept her der
Sinn der Selbsthilfe, dass gerade auch die von Arbeitslosigkeit
und Armut Betroffenen die Mittel erwirtschaften, die ihnen direkt
oder indirekt zu Gute kommen.
Das Gute an diesem Konzept
ist, dass auch die tätig sein können, die z.B. als
Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis haben – denn ihr
Einsatz ist arbeitsrechtlich keine Arbeit – und dass ihnen
die Zuwendungen, die „Milden Gaben“ nicht auf
Sozialhilfe oder HARTZ IV angerechnet werden, da es sich im
sozialrechtlichen Sinne nicht um anrechenbares Einkommen handelt.
Auf dieses Konzept war der
Verein immer stolz und hat es auch seit Beginn z.B. auf
Kirchentagen im Rahmen des Markts der Möglichkeiten
vorgestellt.
Dieses Konzept kann auch gute
Erfolge bei der Eingliederung nachweisen. Viele, die z.B. als
Flüchtling ohne Arbeitserlaubnis beim Verein tätig
waren, haben heute Arbeit, sind teilweise selbständig und
etliche besitzen inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Es gab im Laufe der Jahre
gerade vom Finanzamt immer mal wieder Anfragen wegen der Tatsache,
dass die ehrenamtlich und unentgeltlich im Bereich
„Dienstleistungen aller Art“ Tätigen auch als
Arbeitslose und Bedürftige Empfänger von Zuwendungen,
den „Milden Gaben“ sein können.
In der Vergangenheit wurden
Schwierigkeiten und Missverständnisse z.B. mit dem Finanzamt
mit Hilfe von Landespolitikern überwunden bzw. ausgeräumt.
2007 ergab sich ein neues
Problem mit dem Finanzamt Itzehoe, das bis heute nicht gelöst
ist und dass zu dem aktuellen Schritt des Antrags auf Insolvenz
geführt hat.
Im Rahmen einer
Körperschaftssteuerprüfung wurde in Zweifel gezogen,
dass der Bereich „Dienstleistungen aller Art“ als
Zweckbetrieb eines gemeinnützigen, mildtätigen Vereins
weiterhin anerkannt werden könne. Außerdem wurde
verlangt, dass für die Dienstleistungen aller Art nicht mehr
wie bisher 7% Umsatzsteuer abzuführen seien, sondern 19 %.
Und das nicht nur für die Zukunft, sondern auch rückwirkend
bis 2001.
Es wurde damit begründet,
dass der Verein mit seiner Tätigkeit mit der örtlichen
Wirtschaft in Konkurrenz trete.
Diese Neubewertung des
Bereichs „Dienstleistungen aller Art“ teilte der
Verein nicht.
Denn bei der Einrichtung
dieses Bereichs wurde er auf ausdrücklichen Vorschlag des
damaligen Steuerberaters und mit Zustimmung des Finanzamtes als
Zweckbetrieb eingerichtet. Auf Vorschlag des Sozialministeriums
und mit seiner Hilfe wurde ein lokaler Konsens mit der örtlichen
Wirtschaft hergestellt, dass sie die Arbeit des Vereins
unterstützen und nicht als schädliche Konkurrenz
ansehen.
Es wurden mit Hilfe des
Diakonischen Werkes Gespräche geführt und auch
sicherheitshalber eine Klage eingereicht. Im Laufe der Gespräche
zeichnete sich ein Kompromiss ab: Der Verein akzeptierte die 19 %
Umsatzsteuer für die Zukunft, wenn damit der gemeinnützige,
mildtätige Zweckbetrieb erhalten bleiben könnte. Er war
bereit, auch die Differenz zwischen 7 %, die eingenommen und auch
abgeführt wurden, und 19%, die nicht vom Kunden gefordert und
entsprechend auch nicht gezahlt waren, ab 2007 nachzuzahlen.
Im Frühjahr 2009 wurde
mit dem Finanzamt Itzehoe folgendes verabredet:
Der Verein zahlt die
Umsatzsteuerdifferenz ab 2007 nach, eine Summe von 14000 €,
nimmt alle Klagen und Widersprüche zurück und legt die
Unterlagen für die turnusmäßige
Körperschaftsteuerüberprüfung der Jahre 2006 bis
2008 vor.
Das Finanzamt wird dann den
Erlass der Streuernachforderungen von 2001 bis 2006 nebst Zinsen
und Gebühren prüfen und den Bereich „Dienstleistungen
aller Art“ als Zweckbetrieb anerkennen.
Kaum hatte der Verein seine
Klage vor dem Finanzgericht zurückgenommen, erhielten alle
sechs Vorstandsmitglieder einen persönlichen Haftungsbescheid
über die gesamte Summe, die das Finanzamt vom Verein als
Nachforderung seit 2001 forderte. Damals eine Summe von knapp
70000 € mit der Begründung, die Vorstandsmitglieder
hätten grob fahrlässig gehandelt, indem sie nicht dem
Finanzamt das geforderte Geld (die Nachforderungen) gezahlt
hätten, sondern weiterhin „Milde Gaben“ verteilt.
Obwohl auf Nachfrage, was
dieses soll, geantwortet wurde, es handele sich nur um einen
Maßnahme zur Sicherung von Ansprüchen, falls es mit dem
Vergleich nicht klappen würde, wurde beim Vereinsvorstand
Misstrauen wach.
Deswegen wurde der
Petitionsausschuss des S-H Landtages eingeschaltet. Es wurde
darüber Beschwerde geführt, dass der Vorstand persönlich
in Haftung genommen werden sollte.
Der Verein brachte aber
dennoch die verabredete Summe von 14000 € durch Aufnahme
eines Kleinbürgschaftskredites zusammen und überwies die
Summe ans Finanzamt. Auch die Vereinsunterlagen für die Jahre
2006 bis 2008 zur Überprüfung der Gemeinnützigkeit
wurden eingereicht.
Als Anfang Dezember 2009
alles aus dem Vergleichsgespräch erfüllt schien, was der
Verein übernommen hatte, erwartete er auch nun den Teil, den
das Finanzamt in Aussicht gestellt hatte.
Aber das Gegenteil geschah:
Das Finanzamt verlangte noch mehr Steuernachzahlungen und hob die
Gemeinnützigkeit bis 2001 rückwirkend auf. Wie der
Verein heute weiß, geschah das auf Weisung des
Finanzministeriums in Kiel.
Daraufhin bat die Petentin
Irmgard Jasker den Petitionsausschuss dringend um ein gemeinsames
Gespräch mit dem Finanzministerium und dem Finanzamt Itzehoe.
Das Ergebnis war aber für
den Vorstand trotz intensiver Bemühungen von
Vorstandsmitgliedern nicht umsetzbar, weil ohne Gemeinnützigkeit
und die Arbeit von Pastor Hans-Günter Werner die Arbeit nicht
fortgesetzt werden kann und auch das geforderte Geld nicht
reinkäme.
Deshalb wurde der
Insolvenzantrag gestellt und der Schritt an die Öffentlichkeit
getan.
Folgen
Wenn keine Hilfe kommt,
bedeutet das:
Mit der Schließung des
Vereins verlieren viele Menschen ihren Treffpunkt, ihre
Anlaufstelle mit Hilfe und Beratung.
Menschen, die ohnehin kaum
Geld zum Leben haben und aus dem gesellschaftlichen Kontext
ausgeschlossen sind, verlieren ihre einzige Möglichkeit, sich
mit ihren Fähigkeiten einzubringen und mit Würde etwas
zur Existenz des Vereins und zur Alltagsbewältigung
beizutragen. Es bleiben dann eigentlich nur noch Schwarzarbeit
oder andere illegale Auswege.
Ferner sehen sich alle
Vorstandsmitglieder durch die persönliche Haftung bedroht.
Bitten, Wünsche
Forderungen
Jetzt kann nur noch die
Öffentlichkeit und insbesondere die Landespolitik helfen.
Der Verein wird vom DGB und
von der Nordelbischen Kirche unterstützt. Aber auch
Bürgermeister von Wedel und den im Rat vertretenen Parteien
erhofft sich der Verein Unterstützung.
Damit der Verein seine
segensreiche Tätigkeit in Wedel fortführen kann, ist
folgendes notwendig:
Das Selbsthilfekonzept,
gerade im Bereich „Dienstleistungen aller Art“, muss
von allen einschlägigen Behörden anerkannt werden.
Der Bereich „Dienstleistungen
aller Art“ ist ein gemeinnütziger, mildtätiger
Zweckbetrieb. Er dient der niedrig schwelligen Wiedereingliederung
von Langzeitarbeitslosen und hilft den Flüchtlingen, die noch
keine Arbeitserlaubnis haben, ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit
zu erhalten.
Die Zuwendungen, die so
genannten „Milden Gaben“, sind Zuwendungen einer
mildtätigen Selbsthilfeeinrichtung, die nicht als Einkommen
gewertet werden. Das gilt auch dann, wenn die Personen, die
Zuwendungen erhalten, vorher ehrenamtlich und unentgeltlich diese
Mittel miterwirtschaftet haben. Sie erhalten keine Zuwendungen für
die Arbeit, sondern weil sie arbeitslos oder bedürftig sind.
Die Steuernachforderungen,
die sich aus der Differenz zwischen 7% und 16% bzw. 19% ergeben
und bis heute nicht gezahlt wurden, werden erlassen.
Die Gemeinnützigkeit
wird wieder zuerkannt.
Die Vorstandsmitglieder
werden dementsprechend nicht mehr in Haftung genommen.
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Die Finanzen sind zum großen
Problem des Vereins geworden. Auf etwa 86 000 Euro belaufen sich die
aktuellen Nachforderungen für die Umsatzsteuer. Den
Verantwortlichen des Vereins wird vorgeworfen, mit dem falschen
Steuersatz Dienstleistungen abgerechnet zu haben. Statt sieben hätten
16 Prozent Umsatzsteuer veranschlagt werden müssen - rückwirkend
ab 2001.
Paradox: Fast 30 Jahre hatte der
Verein mit dem Ziel, Arbeit für Arbeitslose auf möglichst
niedriger Schwelle zu schaffen, die Einnahmen seines
Dienstleistungsbetriebs als "milde Gaben" an die
Beteiligten ausgeschüttet. Jahrelang hatten Sozialpolitiker
dieses Modell als vorbildlich für die Republik bewertet. Auch
der ehemalige schleswig-holsteinische SPD-Finanzminister Claus Möller
soll von dem Konzept überzeugt gewesen sein.
Vorstand der
Initiative hofft auf Gespräch mit Finanzminister
Doch das alles gilt spätestens
seit dem Regierungswechsel im Herbst 2009 in Kiel nicht mehr. Und die
aktuelle Forderung, für die alle sechs ehrenamtlichen
Vorstandsmitglieder persönlich haften müssen, wäre
erst die Spitze eines Eisbergs. Denn je kommerzieller die Arbeiten
abzurechnen wären, desto mehr Steuerarten greifen. Eine
Steuerberaterin schätzt die mögliche Summe der
Nachzahlungen auf mehr als 200 000 Euro.
"Wir hoffen nach wie vor
darauf, mit dem Finanzminister direkt ins Gespräch zu kommen und
einen Kompromiss zu erzielen", sagt Irmgard Jasker. Die
ehemalige Rektorin hatte erst vor zwei Jahren einen Platz im Vorstand
eingenommen. Doch haften sollen sie und ihre Mitstreiter für
alle möglichen steuerrechtlichen Versäumnisse.
Der neue juristische Berater
macht den Betroffenen Mut. In einem Interview, das im NDR
ausgestrahlt wurde, hält er es sogar für möglich, dass
die bereits gezahlten Nachforderungen wieder an den Verein
zurückfließen. Denn Ende vorigen Jahres hatte der Vorstand
um Irmgard Jasker und den ehrenamtlichen Geschäftsführer
Hans-Günther Werner 14 000 Euro aus privaten Mitteln
aufgebracht, um die Umsatzsteuerdifferenz ab 2007 auszugleichen. Der
Vorstand hoffte, dass das Finanzamt danach die Forderungen ab 2001
fallen lässt und den Zweckbetrieb Dienstleistungen als Teil des
gemeinnützigen Vereins "Arbeit für alle"
akzeptiert. So soll es mit einem früherer Leiter des Finanzamtes
vereinbart worden sein.
Finanzamt hebt
Gemeinnützigkeit rückwirkend ab 2001 auf
Doch stattdessen erhielten die
Vorstandsmitglieder einen persönlichen Haftungsbescheid.
Gleichzeitig wurde die Gemeinnützigkeit ab 2001 aufgehoben. "So
konnten wir nicht weiterarbeiten. Wir mussten die Reißleine
ziehen und Insolvenz anmelden", sagt Vorstandssprecherin Irmgard
Jasker.
Zwischenzeitlich hatte sie auch
versucht, den Petitionsausschuss des Landtags dafür zu gewinnen,
das Problem politisch zu lösen. Doch das Gremium, das sich mit
Bitten von Bürgern beschäftigt, lehnte ab, weil die
Auflagen des Finanzamtes nicht erfüllt worden seien. "Wir
haben doch die Forderungen ab 2007 bezahlt. Doch ohne
Gemeinnützigkeit hätte uns auch keine neue Zukunftsplanung
geholfen", bedauert Irmgard Jasker.
Seitdem ruhen die Hoffnungen auf
juristischem Beistand. Wie der Hamburger Rechtsanwalt Treyde den
Finanzminister überzeugen will, den Fall neu zu bewerten, wollte
Edzard Treyde auf Nachfrage nicht verraten. Er setzt stattdessen auf
Diplomatie im Stillen.
Laut wollen dagegen die Künstler
der Gruppe "tritopkabarett" werden. Auch der
Bundestagsabgeordnete Ernst-Dieter Rossmann setzt auf laute Töne.
Der Sozialdemokrat forderte den Finanzminister in zwei öffentlichen
Briefen auf, politisch zugunsten des sozialen Ehrenamts zu
entscheiden.
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WEDEL-Schulauer
Tageblatt
"Arbeit für alle" schöpft Hoffnung
2. Juni 2010 | 00:10 Uhr | von Uta Paulus
WEDEL. Der Fernsehbeitrag im NDR
in der vergangenen Woche brachte der Arbeitslosenselbsthilfe Wedel
einen neuen Hoffnungsschimmer und einen neuen Steuerberater, der
bereit ist, ein Jahr lang kostenlos für den von der Insovenz
bedrohten Verein zu arbeiten. Er soll einen "Zukunftsplan"
aufstellen und die Gläubiger an einen Tisch holen, um zu sehen,
zu welchen Kompromissen sie bereit sind, berichtet Irmgard Jasker vom
Vorstand.
Entgegen dieser positiven Neuigkeiten, die jedoch
noch keine konkreten Ergebnisse gebracht haben, ist der
SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Ernst Dieter Rossmann enttäuscht
über eine Antwort des schleswig-holsteinischen Finanzministers
Rainer Wiegard. Rossmann hatte ihn auf eigene Initiative
aufgefordert, den Fall noch einmal zu überprüfen, damit der
Verein seine Aktivitäten fortsetzen kann und um von den
Vorstandsmitgliedern die drohende finanzielle Forderungen
fernzuhalten. Die Antwort des Ministers verärgert den
Sozialdemokraten: "Wiegard beruft sich auf das Steuergeheimnis
und blockt damit eine Stellungnahme zum Fall völlig ab", so
Rossmann.
Stattdessen habe sich der Minister lange über
Abgabeordnungen und Steuerrecht ausgelassen. "Die Krönung
des Ganzen ist der Verweis darauf, Ehrenamtler sollten sich vor der
Übernahme von Verantwortung doch bitte die Broschüre
'Steuertipps für Vereine' durchlesen. So betreibt man keine
Werbung für das bürgerschaftliche Engagement", sagt
Rossmann. Auch er ist der Meinung, dass eine Verhandlungslösung
außerhalb des Insolvenzverfahrens möglich sei. Doch für
ihn liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems nicht beim
Finanzamt, sondern im politischen Willen.
Es
gibt weiterhin
Frühstück und Beratung
Trotz
der unklaren Situation besteht Hoffnung. Die Gemeinnützigkeit
kann neu beantragt werden, auch Bürgermeister Niels Schmidt will
sich in Gesprächen um eine "menschlich und rechtlich
angemessene Vorgehensweise des Finanzamtes bemühen", so
seine Antwort auf eine Anfrage der Linken. Bis dahin läuft die
Vereins-Arbeit weiter, wenn auch eingeschränkt, Frühstück
und Beratung werden angeboten. "Andere Aufträge, etwa für
Umzüge, müssen wir uns genehmigen lassen", so Jasker.
Sämtliche Gelder laufen über das Konto des Anwalts. Auch
mit Humor wird gekämpft: Das Kabarett "Tritop" will
zugunsten des Vereins auftreten. Am Freitag, 25. Juni, ab 20.30 Uhr
steht das Trio auf der Bühne der Batavia. Der Eintritt geht an
"Arbeit für alle".
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Hamburger
Abendblatt
Steuer-Forderungen versetzen dem Verein den Todesstoß
Der schwere Gang zum Amtsgericht
Von Michael Rahn 27. März
2010, 06:00 Uhr
Vorstand
und Betroffene der Arbeitslosenselbsthilfe verstehen nicht, warum die
ehrenamtliche Arbeit jetzt "bestraft" wird.
Foto: Michael Rahn
Wedel. Die
Betroffenheit über das mögliche Ende der
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel ist groß. Peter Albrecht,
Mitbegründer, überzeugter Gewerkschafter und langjähriger
Betriebsratschef: "Ich bin enttäuscht, wie das Finanzamt
eine sozial einmalige Initiative einfach platt macht." Auch
Bürgermeister Niels Schmidt, CDU-Fraktionschef Michael Kissig,
Grünen-Sprecher Michael Köhn loben das soziale Engagement
der Vereinsmitglieder. Sie sind in Sorge, wie die Aufgabe, die
schwierige Klientel weiter zu betreuen, künftig erfüllt
werden kann.
Am Donnerstag und Freitag kamen
besonders viele Menschen in das Arbeitslosenzentrum, das direkt
gegenüber dem Bahnhof liegt. Alle wollen ihre Solidarität
zeigen. Keiner versteht, warum die Einrichtung, die ihnen jahrelang
den Rücken gestärkt hat, plötzlich kriminell sein
soll.
Tatsache ist, dass das Finanzamt
aktuell eine Nachforderung für nicht gezahlte Steuern in Höhe
von etwa 87 000 Euro eintreiben will. Die eigenen Berater im Verein
rechnen damit, dass weitere Forderungen für Körperschafts-
und Gewerbesteuer folgen und die Summe auf mehr als 200 000 Euro
steigen könnte. Deshalb zogen Vorstandsmitglied Irmgard Jasker,
der ehrenamtliche Geschäftsführer Hans-Günther Werner
und ihre Mitstreiter die Reißleine und stellten am Freitag beim
Amtsgericht in Pinneberg Insolvenzantrag.
Ulrike Puls (53) stieß
1984 zum Verein. Sie sagt: "Für mich als arbeitslose,
alleinerziehende Mutter war es sehr wichtig, eine Gruppe zu finden,
in der ich mich austauschen, Freundschaften schließen, wieder
Mut bekommen konnte." Sie erhielt dank Zuschüssen des
Arbeitsamtes eine Beschäftigung als Bürokraft und fand
anschließend Arbeit in der freien Wirtschaft. Seit drei Jahren
ist sie wieder arbeitslos. Dem Verein hat sie auch in der
Zwischenzeit die Treue gehalten und sich ehrenamtlich engagiert.
Alfred Piening (73) gehört
ebenfalls zu den langjährigen Eckpfeilern des Vereins. Der
Maurer hat immer wieder ehrenamtlich geholfen, hat das
Arbeitslosenzentrum am Theater im Rosengarten mit errichtet, hat
Menschen angeleitet, sich handwerklich zu betätigen. Er weiß
auch: "Wo viel gemacht wird, werden auch Fehler gemacht."
"Das bedeutet mir hier
viel. Ich würde krank werden, wenn ich nicht mehr hierher kommen
könnte", sagt Hartmut Schanz (50). Er ist seit zwei
Jahrzehnten "die gute Seele und agiert weise und ruhig",
lobt Vorstandsmitglied Irmgard Jasker. Auch Mahaman Alassani (48) hat
im Treffpunkt der Arbeitslosen Anerkennung gefunden. Der Togolese
kümmert sich überwiegend um die Fahrradwerkstatt, die einst
mit dem Modellprojekt "Kommunales Fahrrad" bundesweit
Schlagzeilen machte.
Flüchtlinge zu integrieren,
sie sinnvoll zu beschäftigen, gehörte zu den wichtigsten
Grundsätzen der Arbeitslosenselbsthilfe. Und immer war das Ziel,
Arbeit auch auf dem ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Auf bis zu 30
Wiedereingliederungen schätzt Initiativengründer Werner die
Erfolgsquote. Doch die geringfügige Beschäftigung der
Arbeitslosen ist den Finanzbehörden ein Dorn im Auge.
Schwarzarbeit wird vermutet. Nach Auskunft aus dem Ministerium war
der Dienstleistungsbetrieb nie sorgfältig vom Verein getrennt.
Lohnsteuer und Umsatzsteuer wurden aus Sicht der Behörde nie
ausreichend gezahlt. Doch offensichtlich gab es Spielraum für
die Behörden und das Finanzministerium in Kiel, denn das Modell,
Arbeitslose als geringfügig Beschäftigte zu entlohnen,
wurde jahrzehntelang toleriert. SPD-Finanzminister Möller soll
seine schützende Hand über den Verein gelegt haben.
"Wir sind an Recht und
Gesetz gebunden", bedauert Torsten Borchers, Pressesprecher im
Kieler Finanzministerium. Er sieht keine Möglichkeiten, dass die
Forderungen erlassen werden. Bei einem Gespräch im Februar im
Ministerium sei der Verein aufgefordert worden, einen
Finanzierungsplan für die Schulden und ein Zukunftskonzept zu
erarbeiten. Das sei nicht gelungen. Jetzt müssen die
Vorstandsmitglieder für die Forderungen aufkommen. Auch da macht
Borchers keine Hoffnung auf Gnade: "Das liegt nicht in unserer
Hand." Im Bürgerlichen Gesetzbuch sei die Verantwortung für
den Vereinsvorstand festgeschrieben.
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WEDEL-Schulauer
Tageblatt
"Arbeit für alle": Aus und vorbei
26. März 2010 | 00:10 Uhr | von Inge Jacobshagen
Heute gibt es noch einmal Braten.
Bald aber ist der Arbeitslosen-Treff abgewickelt. Gabriel
WEDEL. Die Nachricht schlägt
ein wie eine Bombe: Heute wird der Verein "Arbeitslosenselbsthilfe,
Arbeit für alle" im Pinneberger Amtsgericht Insolvenz
anmelden.
Warum? Die Idee Arbeitslose zu unterstützen,
ihnen einen Treffpunkt zu bieten, ihnen durch die als ehrenamtliche
Tätigkeiten ausgewiesenen "Dienstleistungen aller Art",
die der Verein anbietet, nicht nur ein wenig "Einkommen",
sondern vor allen Dingen Würde und Achtung zurückzugeben -
dieser karitative Ansatz ist aktueller denn je. Davon ist
Vorstandsmitglied Irmgard Jasker felsenfest überzeugt. Und
Bedarf an Unterstützung bestehe unbestritten. Die Hütte ist
voll, wenn zum Arbeitslosenfrühstück ins Zentrum am
S-Bahnhof eingeladen wird. Arbeitsaufträge sind vorhanden. Auch
die angegliederte Fahrradwerkstatt läuft, berichten die
Verantwortlichen.
"Dummheit
schützt vor Strafe nicht"
Aber
der Verein, der 1982 von Kirche und Gewerkschaft, speziell von
Hans-Günter Werner und Gernot Guzielski gegründet wurde,
muss kapitulieren. Nicht nur, weil er im Augenblick nicht als
gemeinnützig anerkannt ist, sondern weil das Finanzamt Itzehoe
große finanzielle Nachforderungen stellt. 68 000 Euro verlangen
die Finanzbeamten - mindestens. Eine eingeschaltete Anwältin
bringt sogar noch weit höhere Beträge aufs Tapet. Und weil
die Arbeitslosenselbsthilfe natürlich nicht zahlen kann, sollen
jetzt die sechs Vorstandsmitglieder des Vereins haften - persönlich.
"Dummheit schützt vor Strafe nicht": Jaskers Humor ist
tiefschwarz.
"Vorneweg dies", betont das
Vorstandsmitglied im Gespräch mit dem Tageblatt, in dem sie
zusammen mit Werner den bitteren Gang zur Insolvenz ankündigt:
"Hans-Günter Werner hat menschlich wichtige, ganz
großartige Leistungen erbracht, nicht nur mit Worten, sondern
mit Taten." Doch als Geschäftsführer führte er
schlussendlich nicht die Papiere dem Finanzamt zu, die die Behörde
verlangte. "Die Unterlagen haben nie dem entsprochen, was sie
haben wollten." Am Ende, so Jasker, verlangte das Finanzamt in
einem Stillhalteabkommen nicht nur 30 000 bis 40 000 Euro bis zum 31.
März 2010 und den Rest innerhalb der nächsten zwölf
Monate, sondern auch, dass Werner von seiner Geschäftsführung
entbunden werde.
Dabei hatte der Verein in 2007 gerade erst
große steuerrechtliche Schwierigkeiten mit einem Vergleich
abgeschlossen. Das Finanzamt hatte die Gewinne, die mit den
"Dienstleistungen aller Art" erzielt werden, so erklärt
es Werner, als lohnsteuerabgabepflichtige Einnahmen eingestuft.
Bedeutete: Nachforderungen. Ein Kleinbürgschaftskredit bei der
GLS-Bank von 20 000 Euro musste eingeholt werden.
Nach der
Finanzprüfung kam die Vereinsprüfung - und mit ihr tat sich
ein noch viel größeres und schwärzeres Loch auf,
sowohl für die Arbeitslosenselbsthilfe als auch für die
persönlich haftenden Vorstandsmitglieder. Der Verein sollte
seine Rechnungen, die er für seine Dienste schreibt, nicht mehr
mit sieben, sondern mit 19 Prozent Mehrwertsteuer ausweisen,
berichten Werner und Jasker. Und, was noch viel schwerer wirkt: seit
2001 bereits mit 19 Prozent versteuert haben. Bedeutete: immense
Nachzahlungen.
Jasker wandte sich mit dem Forderungsschreiben
- in dem ihr auch noch grobe Fahrlässigkeit und Vorsätzlichkeit
vorgeworfen wurde, wie sie erzürnt berichtet, an den
Petitionsausschuss. Ein runder Tisch brachte am 11. Februar 2010 je
zwei Mitarbeiter aus Finanzministerium und -amt, die
Vorstandsmitglieder Maria Rave, Christoph Bähner und Jasker
sowie den ehrenamtlichen juristischen Berater des Vereins, Dr.
Ernst-August Behler, zusammen. Doch trotz Modalitäten in der
Zahlungslaufzeit wurden in der Höhe keine Zugeständnisse
erreicht. Jasker ist übrigens erst seit 2007 im Vorstand, haftet
aber auch für die Zeit davor.
Obwohl ihre eigene Pension
und Gelder ihres Mannes wohl bald dem Fiskus zum Opfer fallen, denkt
die quirrlige Helferin in erster Linie an das Projekt für die
Arbeitslosen: "Die Sache selbst darf nicht sterben", sagt
sie. Und: "Ich möchte es erhalten wissen, nur in anderer
Form. Vielleicht findet sich ein neuer Träger?" Der
Bürgermeister habe ihr seine Unterstützung zugesichert.
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Hamburger
Abendblatt
Sozial-Projekt: Verein muss Insolvenz anmelden
Die Wedeler Arbeitslosen-Selbsthilfe ist am Ende
Von Michael Rahn 26. März
2010, 06:00 Uhr
Finanzamt
fordert zigtausend Euro Steuern nach, doch die Kasse des Vereins ist
leer. Jetzt haftet der Vorstand.
Foto: Frenzel Frenzel
Wedel. Die
Arbeitslosenselbsthilfe Wedel wird heute beim Amtsgericht in
Pinneberg Insolvenz anmelden. Der Grund: Das Finanzamt Itzehoe
fordert etwa 70 000 Euro als Nachzahlung - Geld, das nicht in der
Kasse ist. Und das könnte noch nicht alles sein. Der Vorstand
des Vereins rechnet mit weiteren Nachforderungen, die insgesamt die
Summe von 200 000 Euro übersteigen.
"Wir müssen die
Reißleine ziehen", sagt Irmgard Jasker. Sie gehört
zum Vorstand der Organisation, die in den 80er-Jahren und
90er-Jahren mit Projekten wie dem Kommunalen Fahrrad und dem
Programm "100 Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose"
bundesweit als Modell für Arbeitsloseninitiativen gehandelt
wurde.
Neben Arbeitsplätzen in
Betrieben und dem öffentlichen Dienst, die damals dank
Lohnkostenzuschüssen eingerichtet wurden, gründete die
Arbeitslosenselbsthilfe auch eine eigene
Dienstleistungs-Genossenschaft. Später wurde sie auf Anraten
eines Steuerberaters in einen Zweckbetrieb innerhalb des Vereins
umgewandelt.
"Wir haben in Absprache
mit heimischen Betrieben Aufträge angenommen, die auch der
einfache Hausmann hätte erledigen können, wie Malen,
Tapezieren, beim Umzug helfen", sagt Hans-Günther Werner,
langjähriger Geschäftsführer, Gründer und Motor
des Vereins. Das Prinzip: Arbeitslose übernahmen die Jobs, und
zwar freiwillig. "Das war eine ganz niedrigschwellige
Wiedereingliederung", sagt Hans-Günther Werner.
Entlohnt wurde als "milde
Gabe", quasi eine Art Geschenk, ohne jeden Anspruch. So habe
der Steuerberater damals geraten, um den Empfängern, in der
Regel Hartz-IV-Beziehern, zusätzlich etwas zukommen zu lassen.
Doch beim Finanzamt in Itzehoe
war man offenbar mit diesem Verfahren nicht einverstanden. Zuerst
gab es Nachforderungen für die Lohnsteuer. Nach vielen
Gesprächen einigte man sich, auf Lohnsteuerkarte mit Freibetrag
zu arbeiten. So entfiel letztlich diese Steuer.
Doch damit waren die Probleme
nicht gelöst. Seit mehreren Jahren wird über eine höhere
Umsatzsteuer gestritten. Statt sieben, wie der Verein sie in
Rechnung stellte, sollten 19 Prozent bezahlt werden. Umstritten ist
zudem, ob nicht auch noch Körperschaftssteuer anfällt,
wenn nämlich der Umsatz nach Abzug der Geschäftsausgaben
als Gewinn gerechnet wird.
Immer wieder verhandelten
Finanzamt, Ministerium und Landespolitiker mit dem Geschäftsführer
der Arbeitslosenselbsthilfe. Vor drei Jahren mussten 14 000 Euro
Steuern nachgezahlt werden. Mit Hilfe von Bürgen konnte ein
günstiger Kredit aufgenommen werden, der bis heute
zurückgezahlt wird.
Nachdem im gleichen Jahr
Irmgard Jasker und eine Freundin in den Vorstand eingestiegen waren,
suchten sie nach weiteren Unterstützern. Der Petitionsausschuss
des Landtags holte im Februar 2010 auf Drängen des Reinbeker
CDU-Abgeordneten Mark-Oliver Potzahr Vertreter des
Finanzministeriums, des Finanzamtes und des Vereins in Kiel an einen
Tisch - einen Tag vorher erlitt der amtierende Geschäftsführer
Hans-Günther Werner einen Herzinfarkt.
Im Februar-Gespräch räumte
das Finanzamt noch eine letzte Frist ein: Bis Ende März sollte
ein "Großteil" der bislang geforderten Summe in Höhe
von 70 000 Euro gezahlt werden. Doch das konnte der Verein nicht
mehr leisten.
Das riesige Problem: Die sechs
ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder müssen für die Schulden
des Vereins jetzt sehr wahrscheinlich persönlich haften.
Und was wird aus den Menschen,
die der Verein bislang betreut hat. "Ich hoffe, dass es
irgendwie eine Nachfolge gibt und das Zentrum neben dem Bahnhof
erhalten bleibt", sagt Irmgard Jasker. Bürgermeister Niels
Schmidt, der die große soziale Leistung des Vereins lobt, weil
er Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, betreut hat,
verspricht: "Wir sind gesprächsbereit, damit diese Arbeit
fortgeführt werden kann."
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Die Wedeler Arbeitslosen-Selbsthilfe ist am Ende
Finanzamt fordert zigtausend
Euro Steuern nach, doch die Kasse des Vereins ist leer. Jetzt haftet
der Vorstand.